Es gibt Menschen, die machen Urlaub, um sich abzulegen und/oder was zu erleben. Strand und Disco und wieder zurück. Dann gibt es die klassischen Kultur-Rundreiser, die am Ende eines Urlaub kaum noch wissen, wo sie übernachtet haben und ob die Rosette der neunten Kirche aus der frühen oder mittleren Gotik war. Und dann gibt es Menschen, die keine Ruhe geben, bis sie das ultimative Foto haben oder den letzten Flecken auf dieser Welt herausgekruschtelt haben, an dem sie dann ihre Fußstapfen hinterlassen … und meistens noch etwas Müll und verstörte bis verwirrte Einheimische. Ich gehöre zu keiner dieser drei Spezies – ich bin manchmal eher ein Globetrottel.

Bei mir ist es eher Zufall oder Blödheit, wenn es mich irgendwo hin verschlagen hat, wo noch nicht so arg viele Urlauber waren. Zum Beispiel, wenn ich ein Verkehrsschild übersehe – oder wenn gar keines da ist. So bin ich unverhofft zu sehr kuriosen und manchmal auch ganz abenteuerlichen Begegnungen gekommen.
Wenn man auf Bali bei Ujung die Küstenstraße nimmt, hat man meist ein Ziel: die Bucht von Amed, etwa 40 Kilometer entfernt, also rund zweieinhalb Stunden Fahrt auf einer sehr spektakulären Corniche in den Tropen, schön über dem Ozean gelegen an den Ausläufern des Vulkans Gunung Seraya. Die kleine Straße, die nicht an jeder Stelle diesen Namen verdient, mäandert schön durch Bananen- und Kokoshaine, links der Blick auf die erkalteten Lavaströme, rechts tolle Panoramen entlang der Küste, kaum Dörfer auf der Strecke. Im Meer sieht man Delphine.
Irgendwo zwischen Seraya und Kusambi gibt es eine Kreuzung, ohne Straßenschild. Links bergauf – rechts bergab. Bergab war falsch und doch irgendwo richtig. Man landet am Ende einer Straße in einer Bucht, die den Namen Sinar Abadi trägt und die in keiner Straßenkarte verzeichnet ist. Sechs, sieben Häuser, einige Ställe, etwa 50 katamaranähnliche Fischerboote – und sonst nix. Nicht mal der übliche kleine Kauf-Kiosk, den es auf Bali aus welchen Gründen auch immer, überall gibt.

Wassily allein am Strand – Wow ! Zwischen zwei Felsnasen brettert der Ozean in die Bucht, die weiße Gischt zeichnet wilde Strukturen in den schwarzen, grobkörnigen Lavasand. Die Strömung ist zu stark zum Schwimmen. Es reicht, dazusitzen und einfach aufs Meer zu schauen. Irgendwo dahinten liegt Lombok und dahinter… Fast kitschig, fehlt noch Vicky Baums „Liebe und Tod auf Bali“. Es geht aber auch ohne.
Zurück gehts nicht ganz so problemlos. Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte.

Jetzt wüßte ich aber gern noch, wie Du Einheimische verwirrt hast.
Allein die Tatsache, dass ich mich mit diesem Auto in diese Bucht hinuntergetraut habe, hat gerreicht. Und dann versuch mal, auf „balinesisch“ zu fragen, ob dir jemand beim raufschieben helfen kann.Das war zu komisch, hat aber irgendwie geklappt. Die Hindu-Götter waren an diesem Tag bei mir.