14 Säulen für Herrn Adolf

Da stehen sie, im wahrsten Sinn des Wortes wie bestellt und nicht abgeholt. So ist es auch. Seit dem Groß- Auftrag aus dem Jahr 1938 hat sich keiner mehr so wirklich um die 14 Travertinsäulen im Neckartal beim Kraftwerk Münster gekümmert.

Ein kurzer Blick zurück. In seinem Größenwahn und seiner Großmannssucht hat Adolf Hitler schon vor seiner Machtergreifung von einer neuen Hauptstadt namens GERMANIA geträumt – größer,schöner,monumentaler als alles, was man je auf der Welt gesehen hat. Die Modelle kennt man ja. Albert Speer hat diese Stadt für ihn geplant, Teile davon wurden Mitte der 30er Jahre auch schon in Berlin gebaut.

Für seinen Faschisten-Kumpel Mussolini sollte  in Germania auch ein schönes Plätzchen eingerichtet werden – dort wo heute der Theodor-Heuss-Platz in Berlin ist, an der zentralen Ost-West-Achse von Germania. Also bestellte Albert Speer, der Architekt faschistischer Neoklassizismus-Phantasien, kurzerhand bei der Firma Lauster in Bad Cannstatt 14 Säulen aus Travertin. Travertin ist ein gelblich-brauner Kalkstein, der sich gut bearbeiten lässt und der in der Stuttgarter Gegend gerne verarbeitet wurde und noch wird, zum Beispiel bei den Neubauten der Musikhochschule in Stuttgart, beim Haus der Geschichte an der Konrad-Adenauer-Straße oder beim Bau der Neuen Staatsgalerie. Man nennt diese Gesteinsart auch „Cannstatter Marmor“.

Die Firma Lauster nahm den Auftrag sehr dankend an – das hätte ja noch ein gutes Geschäft werden können mit der neuen Hauptstadt. Die 14 Säulen wurden also brav produziert – nur nie abgeholt. Seitdem stehen die Dinger im Neckartal rum und beschäftigen nun die Denkmalbehörden.  Die untere Denkmalschutzbehörde setzte die Germania-Überbleibsel  auf die Liste der Stuttgarter Kulturdenkmale. Und zwar die Villa Lauster, die Werkhallen und natürlich auch die „Kolossalsäulenreihe für ein Mussolinidenkmal, bestellt 1938, Architekt Albert Speer“.  Die Säulen laufen jetzt als „unbewegliches Bau- und Kulturdenkmal“.

Das Regierungspräsidium Stuttgart als obere Denkmalschutzbehörde hat den gesamten Steinbruch Lauster zum „Grabungsschutzgebiet“ erklärt. Seit dem 18. Februar 1983 gilt er als „Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung“.

Davon merkt man allerdings nicht viel. Die Firma Lauster hat sich längst aus Stuttgart zurückgezogen. Auf dem Gelände des Travertin-Steinbruchs hat sich eine „Entsorgungsfirma“ breit gemacht. Hunderte von Containern mit Papier- und Plastikmüll gammeln dort vor sich hin. 

 Es sieht derzeit eher nicht so aus, als ob hier einmal ein „Travertin-Park“ entstehen könnte. Erste Pläne dafür gibt es. Immerhin wurden im Travertin des Neckarufers durchaus bedeutende prähistorische Funde gemacht. Und ein Denkmal für den „Waldelefanten“, den man hier gefunden hat, ist ja allemal sinnvoller als eines für einen gewissen Herrn Mussolini.

6 Kommentare zu „14 Säulen für Herrn Adolf

  1. ich kann mich noch gut erinnern, wie irritiert ich war, als ich das erste mal da vorbeifuhr und diese säulen so rumstanden. damals wusste ich noch nichts davon, woher sie kommen.
    stimmt, ein travertinpark war mal geplant. aber stuttgart hat immer viel vor …

  2. Zum Umsteigen ist Stuttgart wirklich zu schade… Beim nächsten Mal einfach ausprobieren – und vorher kurz Bescheid mailen. Lieben Gruß Wassiliy alias Gargano alias Norbert

  3. Tolle Geschichten kennst Du. (Darf ich gargano zu Dir sagen?)
    Ich sollte Stuttgart mal nicht nur als Umsteigebahnhof besuchen.
    Jou: Oder als Minarette für Moscheenneubauten zur Verfügung stellen …

  4. Spätestens dann würde Alesandra Mussolini auftauchen und im Namen der faschistischen Ideale die Rechnung bezahlen und die 14 Säulen als Familieneigentum für sich reklamieren.

  5. Man könnte die 14 Säulen ja künstlerisch schön zu 2 gigantischen Menoras umfunktionieren. Gäbe einen guten „AH“ Effekt.

Hinterlasse einen Kommentar