Es kommt nicht häufig vor, dass man an einem Tag gleich zwei Premieren feiern darf. Und was für welche…
Zum allerersten Mal im berühmten „Teatro Ariston“ in Sanremo. Großer Saal, dort wo sonst die Kino-Blockbuster gezeigt werden und jährlich das italienische Schlagerfestival stattfindet – Galleria, Fila 1, Posto 22, umringt von einem gemischten Publikum, ganz Alte und viele Junge, allesamt textsicher, auch in den Liedern, die gleich in Ligurisch gesungen werden.
Und das Konzert. Ich hatte mich seit Monaten darauf gefreut. „De André canta de André“. Der eine ist Fabrizio de André, legendärer Liedermacher aus Genua, gestorben vor 18 Jahren, in ganz Italien berühmt, in seiner Heimat Ligurien regelrecht vergöttert. Der andere, sein Sohn Christano, auch schon Mitte 50,tritt an diesem Abend an, sein musikalisches Erbe weiterzutragen. Ist er nur „der Sohn von“ oder ein ernstzunehmender Künstler, einer aus der Riege der politischen cantautori?
„Das war kein Konzert – es war eine musikalische Messe“ schreibt am Folgetag der Kritiker der Tageszeitung „La stampa“ überschwänglich. Der gute Mann liegt richtig, es war ein Konzert mit vielen Gänsehaut-Momenten. Christiano, etwas fülliger als der Vater, stimmlich aber präsenter und ebenso virtuos an den Instrumenten, singt die Lieder des Vaters nicht einfach nach, er interpretiert sie in Nuancen intensiver. „Faber“, so wurde sein Papa genannt, hat vor allem auf die Texte Wert gelegt. Kritisch und kämpferisch gegen Unterdrückung, Ungerechtigkeit, Kriegstreiberei – sympathisierend mit den Underdogs der Gesellschaft, den Huren von Genua, den Säufern, den Deserteuren, den Schwachen, die in den dunklen Gassen am Hafen ihr Leben fristen mussten. Dieses Erbe hat der Sohnemann in der Stiftung gehegt und gepflegt. Zum Vater muss Christiano nicht viel sagen – er ist im Auditorium lebendig, in jenem Saal, in dem der junge de André schon mehrfach den Kritikerpreis gewonnen hat.
Es ist ein großer Abend für große Gefühle. Nicht nur die ältere Dame neben mir hat feuchte Augen…
Fabrizio de André war einer meiner italienischen Lieblingsliedermacher. Ich wusste gar nicht, dass er einen Sohn hat, der auch singt und noch dazu die alten Lieder. Dein Bericht liest sich so, als hätte mir das Konzert auch gefallen.
Sohn und Tochter sind schon mit ihm gemeinsam aufgetreten. Ich bin sicher, Du hättest auch feuchte Augen bekommen. Gefehlt hat eigentlich nur „Via del Campo“…
Ach ja…