Weltpremiere

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Money makes the world go round – Prinz Philipp von und zu Liechtenstein von der privaten LGT Bank.

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Nazis versus Klerus: eine Spielszene aus der Dokumentation von Jürgen Kindle. (c) JKE

„Oben am jungen Rhein
Lehnet sich Liechtenstein
An Alpenhöh’n.
Dies liebe Heimatland,
Das teure Vaterland,
Hat Gottes weise Hand
Für uns erseh’n.“

Ja, ja, die Liechtensteiner. Nicht mal eine eigene Nationalhymne können sie sich leisten, müssen also diesen beanglosen Vers auf die Melodie von „God save the queen“ schmettern. Ansonsten aber fehlt es im sechstkleinsten Staat der Welt an nichts.

300 Jahre Geschichte in schlanken 52 Minuten erzählen – dieses Kunststück hat sich der Liechtensteiner Radioredakteur und Filmproduzent Jürgen Kindle vorgenommen. Vergangenen Freitag war Weltpremiere im kleinen Lichtspieltheater von Balzers. Und weil es sich um die allererste größere Dokumentation über das Fürstenstum gehandelt hat, war die gesamte Staatsspitze vertreten – angefangen bei den Repräsentanten des Fürstenhauses über die aktuelle Regierung bis hin zu den Finanz-Strippenziehern, die sich, dem Land und vielen ausländischen Geldanlegern und Steuerhinterziehern ein Vermögen zusammengetragen haben.

Im leicht ramponierten Kinosaal waren einige Milliarden Franken anwesend. Alleine Hans Adam II wird auf ein Privatvermögen von über sieben Milliarden Schweizer Franken taxiert. Mit im Zuschauerraum auch sein Sohn, Erbprinz Alois (der die Geschicke des Hauses führt) nebst Gattin Prinzessin Sophie, die sich ebenfalls an der kinoreif erzählten Landesgeschichte unter dem Titel „1818 – Die Liechtenstein-Saga“ erfreuten. Unter den Ehrengästen zudem Herbert Batliner, der Finanzberater, der das milliardenschwere Steuersparmodell der Familienstiftung erfunden und zu wahrer Blüte geführt hatte – und der zu den Co-Finanziers der Geschichtsdoku gehörte.

Die Idee zu diesem Film freilich hatte der umtriebige Jürgen Kindle. Vier Jahre hat er als Produzent erst das Geld zusammen getrommelt und dann die Weichen für die Produktion gestellt. Mit Lew Hohmann hat er schließlich einen erfahrenen Regisseur und Autor gefunden, der die komplette Crew quasi im Gepäck dabei hatte – unter anderem den tadellosen jungen Kameramann Christian Huck und den Soundbastler Dirk Lange. Krönung war schließlich die Verpflichtung von Friedrich von Thun als Erzähler, der in der Vorauswahl Bruno Ganz ausgestochen und der durch seine eigene Familiengeschichte schon Kontakte ins Haus Liechtenstein hatte.

Herausgekommen ist eine sehenswerte Dokumentation, eine Mischung aus historischen Dokumenten, vielen geschichtlichen Fakten, gut gemachten Spielszenen (reenactment) und Interviews mit den wichtigsten Liechtensteinern. Insgesamt eine optisch überzeugende, süffig erzählte Nachhilfestunde für uns Nicht-Lichtensteinkenner, die freilich viele Fragen nur antextet. Eine wirklich kritische „Abrechung“ mit dem Hause Liechtenstein war nun auch wirklich nicht zu erwarten

Unterm Strich wird die Geschichte erzählt, wie sich Liechtenstein vom armen Bauern-Fürstentum, hervorgegangen aus der verarmten Herrschaft Schellenberg und der Grafschaft Vaduz, zu einer konstitutionellen Erbmonarchie entwickelte, die keine Staatsschulden kennt – und keine wirkliche Kritik am Fürstenhaus, das sich laut Verfassung mit dem Volk die Macht im kleinen Ländchen teilt.

Trotzdem: die Weltpremiere des Films in Balzers war ein interessanter Ausflug in die kleine, heile Liechtensteiner Welt. Ein Geldkosmos, in dem jeder jeden zu kennen scheint, in dem man zusammenhält und in dem man auch
mal schweigen kann, wenn es denn sein muss.

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