Grenzüberschreitende Ermittlungen scheinen in der Krimiszene en vogue zu sein. Hat ja bei Micky Spijker und Robert Patati auch ganz prächtig funktioniert bisher. Diese Krimis von Hoeps/Toes sind untadelig gut, amüsant, spannend und schlüssig. Andere Autoren tun sich damit ungleich schwerer. Ich habe mich in den letzten Wochen durch solch ein Werk regelrecht gequält, durch einen hochgelobter Erstling, ebenfalls von einem Autorenduo. „Auf der Strecke“ von Claus-Ulrich Bielefeld/ Petra Hartlieb soll angeblich ein richtiger Kracher sein, sogar die geschätze Krimi-Couch hat dem Buch aus dem diogenes-Verlag immerhin 80 % verliehen.
Nun ja, was eigentlich ein großer Vorteil grenzüberschreitender Krimiromane ist, das Spiel mit den Kontrasten, den unterschiedlichen Lebensweisen, den verschiedenen Charakteren, den unterschiedlichen Schauplätzen, verkehrt sich hier glatt ins Gegenteil. Von Berlin, vor allem aber von Wien erfahren wir nur die plattitüdenhaften Abziehbilder aus dem Fremdenverkehrsprospekt. Der smarte Berliner Kommissar darf sich bei seinem Wien-Besuch natürlich vor Kalbsbeuscherl ekeln, muss riesenhafte Schnitzel essen und dazu Ottakringer trinken.
Die Hauptpersonen: eine hyperaktive Wiener Ermittlerin namens Anna Habel und ihr Berliner Pendant Thomas Bernhardt (!?!). Natürlich können sie sich nicht leiden, Anna , Ex-Trotzkistin und alleinerziehende Mutter, darf ihre Minderwertigkeitsgefühle ausleben, weil sie des Hochdeutschen nicht mächtig sein soll, Thomas scheint der einzig lebende Berliner zu sein und ist eine Mischung aus Zyniker und Cary Grant geworden. Natürlich landen sie am Ende im Bett, gekrönt von folgendem Dialog: „Meinst du, das geht weiter mit uns ?“ „Wie,weiter ?“ Einfach so“. „Irgendwie gehts immer weiter“ „Nein, ich meine, einfach mit uns, einfach…“ Und dann war sie wieder eingeschlafen.
Soweit, so schlecht. Der Showdown, er spielt bei der Frankfurter Buchmesse, ist eine ziemlich flache Angelegenheit, dabei bietet die Story – Mord an einem schnöseligen Bestseller-Autor – eigentlich genügend guten Stoff. Dass dann auch noch die ermittelnden Frankfurter Polizisten die Namen der Kicker von Eintracht Frankfurt tragen, ist nur noch ein Ärgernis. Und die eigentlich spannende Geschichte, was nämlich das ungeheure Vermögen der darbenden KPÖ mit dem Milliardenerbe der SED wirklich zu tun hat, bleibt nur angedeutet, sozusagen „auf der Strecke“. Schade drum.
Schade, zu viele Klischees zerstören die beste Story.
Ich hatte ihn schon in der Hand, mit entsprechenden Befürchtungen aber weggelegt. An Fußballer als Namensgeber hatte ich dabei noch gar nicht gedacht…
Da hast Du gut daran getan. Die Fußballer waren noch längst nicht der schlimmste Ausrutscher.