Kraftprobe

Ich will jetzt nicht ernsthaft behaupten, der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland wäre besonders staatsfern. Dazu gibt es viel zu viele aktive Politiker in den Aufsichtsgremien. Immer wieder machen seltsame Personalentscheidungen die Runde, dann, wenn ein Parteisoldat plötzlich in einer nicht unmaßgeblichen Funktion im Programm oder in der Senderhierarchie auftaucht. Aber immerhin – man bemüht sich einigermaßen.

Was aber im Nachbarland Österreich seit Jahrzehnten selbstverständlich ist, gereicht einer Bananenrepubllik zur Ehre. Die Parteien haben den ORF zur Beute, zum Selbstbedienungsladen gemacht, mit einer ungenierten Chuzpe und Raffgier zugleich, die kaum zu fassen ist. Die Seilschaften -Ausnahme noch die Grünen – teilen sich ungeniert die wichtigen Posten auf – und am Ende gibt noch die Kronenzeitung ihren Segen dazu. Fertig.

Jetzt haben die Jounalisten des ORF (der übrigens zumindest zeitweise, vornehmlich donnerstags, ein wirklich anspruchsvolles und kritisches Programm an den Start bringt) die Schnauze gestrichen voll und gehen in einer bemerkenswerten Aktion an die Öffentlichkeit – gegen die eigene Geschäftsführung und das von Parteienfilz durchsetzte Aufsichtsgremium.

Hut ab, liebe Kollegen in der Alpenrepublik ! Ich drücke fest die Daumen, dass ihr Euch durchsetzen werdet. Nichts fürchten die Intriganten aus den Parteizentralen mehr, als eine wirkliche öffentliche Debatte.

7 Kommentare zu „Kraftprobe

  1. Erst jetzt dazu gekommen, den Eintrag zu lesen. Das ist toll gemacht! Hoffentlich erreichen sie über diesen Bewerbungsrückzieher hinaus aus noch strukturelle Änderungen.

  2. Fein gemacht, Kollegen…

    http://www.tagesschau.de/ausland/orf116.html

    Damit ist das Selbstbedienungs-Prinzip der großen österreichischen Partein wenigstens mal in einem Punkt ausgebremst. Weitermachen, es gibt noch viel zu tun.

    „Die Schlacht um die Unabhängigkeit des ORF wurde am Donnerstag nicht entschieden, sie wurde erst begonnen“, schreibt denn auch zurecht der sehr geschätzte Standard.

  3. Danke für die Unterstützung von Außen. Es ist eh ein Wunder, dass es noch sowas wie Widerstand gibt bei uns. Resignation ist eher üblich (bei mir ebenso). Und der blaue Kasperl hängt sein Fähnchen ohnehin in alle Winde – ignorieren ist wahrscheinlich die einzige Reaktion, die ihm gebührt.

    1. Grade sehe ich, dass der rechtsradikale Herr Strache sich der Angelegenheit auch bemächtigt hat. Das trübt die Sache etwas. Aber ihm gehts ausschließlich darum, den „Roten“ eine reinzuwürgen. Uns, werte Kommentar-Damen, gehts dagegen um das Anliegen der ORFler.

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