Kontrastprogramm

Manchmal bringt es mein Beruf mit sich, dass ich mich innerhalb weniger Stunden  mit den unterschiedlichsten Dingen, Themen und Typen beschäftigen muß oder darf. Das ist gut so, hält ja auch irgendwie die Hirnzellen auf Trab.

An diesem Pfingstwochenende kommt es aber schon ziemlich dick. Fallhöhe – würde man das in der Theorie der Dramaturgie nennen.

Freitag – Abend, Konzertmitschnitt Joe Cocker. Vom Trouble mit dem Management will ich gar nicht erst anfangen. Aber: der alte Herr hat noch alles drauf, was man ihm nachsagt. Blues in der Stimme, den berühmten Woodstock-Urschrei, das Gezappele, das als die Blaupause für die späteren Luftgitarreneinlagen bezeichnet werden darf. Nur mit der Kondition hapert es bei der lebenden Legende, der sich vor dem Konzert wie ein ältlicher Hausmeister in den Backstagebereich schleicht. 75 Minuten, 13 Songs – das muß reichen. Trotzdem: tolles Konzert in einer tollen Kulisse. Ehrenhof – das passt ganz gut zu Joe.

Jan Delay & Disko Nr. 1 - Schloßplatz Stuttgart

Pfingst-Samstag: Junges Volk auf dem Platz, auf der Bühne der (derzeit) beste Live-Performer der Republik. Jan Delay & Disko Nr. 1: „geile Mucke“ sagt man dazu. Einer der wenigen HipHoper, der musikalisch das Zeug für die ganz große Bühne hat. Reggae und Funk, eine brilliante Band mit tollen Bläsern und drei glamourösen Sängerinnen, eine davon hochschwanger  – aber ohne Ende voller Energie. Das Baby möchte ich dann mal sehen. Delay wie ein aufgedrehter Kreisel, politisch auf der Höhe, nennt seine Show passend „Disko No. twentyone“, garniert jede Moderation mit bösen Spitzen gegen Stuttgart 21 und die Tunnelmafia Grube, Kefer, Mappus und Co. Dieser Abend vor der wunderbaren Kulisse des Neuen Schlosses gibt genügend Kraft, die beiden nächsten Tage auch noch professionell zu überstehen.

Das Video stammt übrigens von Rock am Ring 2010, eine Nummer größer als der Schloßplatz. Aber sonst – wie gestern Abend, sogar die Farbe des Hemdes.

Pfingst-Sonntag: David Garrett, der von den Medien ziemlich hochgejazzte „Wundergeiger“. Sein Management scheint nur aus Arschgeigen zu bestehen.

Pfingst-Montag: die Schlagerparty XXL. Jawoll, muß auch sein – zielgruppenorientiertes Bühnenprogramm. Nick P., Achim Petry, Guildo Horn und Olaf Henning. Die ganze Schlager- und Mitgröhlgarde. Was für Pfingsfeiertage ? Fallhöhe, eben. Und bitte kein Mitleid – ich habs mir so ausgesucht.

 

5 Kommentare zu „Kontrastprogramm

  1. Gut, kein Mitleid 🙂
    Um Jan Delay beneid ich dich. Den höre ich zur Zeit auch gerade wieder rauf und runter.
    Den Hype um Joe Cocker konnte ich noch nie nachvollziehen. Mich stößt das spastische Gegröhle eher ab, aber muss ja nicht jedem gefallen.

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