Akute Suchtgefahr

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Wer gerne guten Kaffee trinkt, sollte in Lissabon vorsichtig sein. Extrem vorsichtig. Es besteht akute Suchtgefahr ! Nicht nur wegen der historischen Kaffehäuser in der Stadt – das hängt auch damit zusammen, dass Kaffee in der portugiesischen Hauptstadt erstens ausgezeichnet und zweitens spottbillig ist.

Ein Tag in Lissabon beginnt also in einer der altehrwürdigen Kaffee-Institutionen. Wenn man morgens gegen 9 Uhr schon unterwegs ist (das sind ziemlich wenige), kann man sogar auf einen Abstecher ins „A Brasileira do Chiado“ gehen. Zwei Stunden später ist es mit der Gemütlichkeit vorbei – das Kaffeehaus und die Sonnenterasse sind brechend voll, bis zum Abend. Der Kaffee-Tester nimmt seinen Espresso sowieso im Stehen an der Bar, da kostet die Bica deutlich weniger als draußen, man kann dem Personal bei der Arbeit zuschauen – und sich überlegen, welches Blätterteigtörtchen mit welcher Füllung gerade passend wäre.

Nicht weniger Tradition hat das „Martinho“, gelegen unter den Arkaden am schönen Platz der Stadt direkt neben den Landungsbrücken am Tejo. Beide Kaffeehäuser wetteifern darum, welches nun das Stammlokal von Fernando Pessoa war. Das „Brasileira“ glänzt selbstbewußt mit einer Büste des Dichters vor dem Eingang. Das „Martinho“, das älteste Kaffeehaus der Stadt,  trumpft damit auf, dass der Lyriker hier regelmäßig Kaffee und Schnaps zu sich genommen hat. Viel Schnaps. Pessoa starb schließlich auch an Leberzirrhose. Ins „Brasileira“ sei er nur ausgewichen, wenn sein Stammcafé geschlossen hatte. Der Espresso im Stehen ist im „Martinho“ mit 50 Cent der billigste, den ich in ganz Lissabon zu mir genommen habe, gemeinsam mit vielen Beamten der umliegenden Ministerien, die hier eine letzte Pause eingelegen, bevor sie sich mit ihren Akten beschäftigen. Touristen sieht man in diesem Haus eher selten.

Noch immer nicht genug ? Dann ins „Nicola“ oder in die „Confeitaria Nacional“, ebenfalls hochdekorierte und sagenumwobene Häuser. Oder aber – ganz schlicht – in eine der unzähligen Pastelarias. Irgendwie hat man in Lissabon das Gefühl, in jedem fünften Haus gibt es eine Konditorei mit Kaffeeausschank. Es kann also durchaus zu einer harten Belastungsprobe für den Kreislauf und für den Zuckerspiegel sein, wenn man immer wieder bei den langen Spaziergängen durch Lissabon ein Päuschen einlegt – immer am Tresen, Espresso, ein Glas Wasser und immer eine kleine, süße Sünde dazu.

Da fällt mir ein – wie wärs jetzt mit einem Kaffee ?

15 Kommentare zu „Akute Suchtgefahr

  1. Das war eine Minute Urlaub nach einem langen Tag im Büro – und ein neues Ziel auf der (Kaffee-)Landkarte.

      1. Stimmt. Sie hat freilich eher mich im Griff. Aber es lohnt sich – es wird ein schönes Festival!!! Würde mich freuen, wenn Du es schaffen würdest, an den Niederrhein zu kommen.

    1. Beim Schreiben alleine verbraucht man ziemlich wenig davon. Aber mir tun jetzt noch die Haxn weh von den Gewaltmärschen auf Kopfsteinpflaster.

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