Wenn Made Sudarman von seinem Arbeitsplatz nach Südosten schaut, sieht er in der Ferne am Berghang über der schön geschwungenen Bucht von Padang Bai ein Gebäude, dass ihm Sorgen bereitet. Sorgen, ob und wie es mit seiner Familie weitergeht. Im Nordosten von Bali haben Investoren aus Südkorea ein piekfeines Fünf-Sterne-Hotel gebaut. Fertig gebaut – aber es steht leer. Noch. Die Regierung in Denpasar hat die Betriebserlaubnis noch nicht erteilt, die zuvor von der Bezirksverwaltung in Amlapura vergeben worden ist. Es ist aber wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis sich in dem Nobel-Ressort am Rande der leicht verrammelten Hafenstadt Padang Bai gutbetuchte Urlauber von den dienstbeflissenen einheimischen Kräften verwöhnen lassen werden.
Made Sudarman lebt bisher auch von den Urlaubern. Es reicht für die Familie, sagt er. Jenen Urlaubern, die den stillen Osten Balis den Touristen-Hochburgen im Süden vorziehen. Herr Sudarman arbeitet als Empfangschef im Candi Beach Cottage. Schichtdienst. In seiner freien Zeit wechselt er die farbenprächtige Hotelmontur und trägt Räuberzivil. Dann beginnt das zweite Leben von Made Sudarman. Jetzt ist seine Frau der eigentliche Chef, im Warung Kecacang am wunderbaren Strand von Pasir Putih.

Diese Strandbucht zwischen Candi Dasa und Almapura hat einen Nachteil, der zugleich ein unschätzbarer Vorteil ist. Sie liegt am Arsch der Welt, nur erreichbar über eine stoßdämpferkillende Rüttelpiste oder mit einen Gewaltmarsch. Das Warung Kecacang ist eine von sechs Bambushütten in der stillen Bucht, in denen tagsüber etwas Betrieb herrscht. Um die 50 Touristen verlaufen sich an der Bucht mit der vorliegenden Insel. Frau Sudarman kocht, der Schwager hat zwei Fischerboote, mit denen er Urlauber zum Schnorcheln und Tauchen zur Insel fährt, die Großmutter steht am Grill, Kinder und Schwiegertochter helfen mit, wo helfende Hände gebraucht werden.

Pasir Putih ist einer der besten Plätze, die ich kennengelernt habe. Es geht lässig zu, idylisch, fast familiär. Made sorgt für die Konversation, sein Englisch ist durchaus annehmbar. Wenn Made vor der Bambushütte steht und wieder nach Südosten schaut, sieht er einen schönen Bergrücken vor sich, geformt aus den Lavamassen, die der heilige Berg der Balinesen, der Vulkan Gunung Agung, zuletzt 1963 ausgespuckt hat.Die Palmen reichen bis an den Strand.
Wieder sind es koreanische Investoren, die auf einer Fläche von 120 Hektar ein künstliches Urlaubsparadies anlegen wollen: Fünf Sterne +, dazu im Hinterland der Bucht, wo jetzt noch Reisbauern ihre Felder haben, ein 18 Loch-Golfplatz. Die ersten Baupläne sind eingereicht, die Südkoreaner haben schon einige Grundstücke gekauft. Die Inselregierung in Denpasar zögert.
Made Sudarman, der mit seiner Familie vom Tourismus lebt und ein Einkommen erreicht, das ihn zufriedenstellt, macht sich Sorgen. Darüber, ob das Projekt kommt. Und was wäre, wenn… ?

Golf sollte sowieso verboten werden. Verheerender kann sich ein Sport nicht auf die Umwelt auswirken.
Dagegen ist Stuttgart 21ein Pappenstiel. Kann man nur hoffen, daß, wenn’s wirklich so kommt, Herr Sudarman und seine Familie eine anständige Anstellung finden.