Es sind unruhige Zeiten in diesen Tagen, es rumort in der Stadt. Montagsdemo gegen Stuttgart 21, Schülerproteste, Uni-Besetzung. Wenn es kritisch wird, rücken die Menschen zusammen. Heute Mittag gingen etwa 2 000 Kulturschaffende auf die Straße, lautstark, farbenfroh, entschlossen. Sänger, Musiker, Schauspieler, Intendanten und Mitarbeiter der großen Häuser, dazwischen einzelne Kulturpromis, vor allem aber jene Leute, die das kulturelle Leben der Stadt im Kleinen prägen: Theater Tri-Bühne, Laboratorium, FITS, Improvisationsbühne, AG Rock, Merlin, Rosenau. Fünf Millionen Euro sollen sie noch in diesem Jahr einsparen – für einzelne Spielstätten geht es damit ans Eingemachte. Sonst tummeln sich die Stuttgarter Kommunalpolitiker gerne im Glanz der zigfach ausgezeichneten Bühnen und Ensembles – heute war nur der grüne Fraktionschef Wölfle zu sehen. Im Ratssaal wurden derweil die nächsten Spar-Runden diskutiert.
Kultur als ökonomischer Standortfaktor und Schönwettervergnügen verkomme zum Spekulationsobjekt, sagte der zornige Kunstgeschichtler Beat Wyss aus der Schweiz, der lange eine Professur in Stuttgart innehatte. Die kurzartmige und kleinkarierte Rasenmäherpolitik der Stadt und des Landes gefährde das Erbe von Schiller, Hegel und Hölderlin. Der Stuttgarter Appell soll Grundlage für weitere Aktionen in den nächsten Tagen sein.
Übrigens: zu selben Zeit demonstrierte VERDI am nahen Schillerplatz gegen die Sparpläne der Stadt. Schön wärs gewesen, die beiden Demos hätten sich noch gemischt. „Wir wollen nicht im Dunkeln stehen“ stand auf einem der VERDI – Transparente. Das gilt für die Arbeitnehmer ebenso wie für die Kulturfraktion.